Das Märchen vom Verständigungsfrieden

In den letzten Jahren erschienen unzählige Bücher, Aufsätze und Zeitungsartikel, die den ersten Weltkrieg zum Thema haben und immer wieder wird Deutschland einseitig vorgeworfen, einen Siegfrieden angestrebt zu haben und damit sein Unglück 1918 selbst verschuldet zu haben.

In dem Buch von Brigitte Hamann „Der Erste Weltkrieg“ klingt das dann stellvertretend für viele Stimmen so: „Die Friedensfrage spitzt sich in Deutschland zu. Siegfrieden mit Annexionen oder Verständigungsfrieden ohne Annexionen. Hindenburg und die Alldeutschen wollen den Siegfrieden. Auf der anderen Seite steht immerhin die Mehrheit des Reichstags mit Zentrum, SPD und anderen Parteien, die sich – freilich ohne etwas zu bewirken – für den Verständigungsfrieden aussprechen, ebenso wie der Reichskanzler Bethmann-Hollweg. Dieser muß im Juli auf Ludendorffs Betreiben zurücktreten…“

 

Diese Darstellung erweckt gleich mehrere falsche Eindrücke. Zunächst einmal sieht das so aus, als ob Deutschland die Wahl hatte zwischen einem Siegfrieden und einem Verständigungsfrieden. Das hätte aber vorrausgesetzt, daß auch die Entente zu einem Verständigungsfrieden bereit war. Und das war sie nicht. Die Entent-Staaten England und Frankreich haben den gesammten Krieg über  J E D E S   Angebot für einen Verständigungsfrieden abgelehnt, selbst keines gemacht und den gesammten Krieg über  I M M E R   als Vorraussetzung für einen Friedensschluß die 

B E D I N G U N G S L O S E   Kapitulation

der Mittelmächte gefordert.

Auch die Erwähnung Hindenburgs und Ludendorffs in diesem Zusammenhang ist irreführend, da es Aufgabe der OHL war den Krieg zu führen. Friedensverhandlungen und das Aushandeln von Friedensbedingungen gehörten laut Verfassung in das Ressort des Reichskanzlers, die OHL hatte damit nichts zu tun. Die Aufgabe der Militärs war es den Krieg zu führen und militärisch zu GEWINNEN.  J E D E S  Militärische Oberkommando führt Krieg mit dem Auftrag, diesen Krieg zu gewinnen, es gibt in der Geschichte keine Regierung, die ihr Militär in einen Krieg schickt mit dem Auftrag, mal so ein richtig schönes Unentschieden rauszuholen, den Gegner bloß nicht zu sehr fertig zu machen. Natürlich war es Ludendorffs und Hindenburgs  A U F T R A G  zu  S I E G E N, so wie es Fochs, Pershings und Haigs Auftrag war militärisch zu  S I E G E N  . Lediglich wenn in Schlachten keine Partei die Oberhand erlangt und beide Seiten langsam aber sicher ermatten, die eine Seite schneller als die andere – wie das in Russland 1917 der Fall war – einigt man sich auf einen Verständigungsfrieden, mit dem beide Seiten leben können.

Zu den bedeutenderen Friedensangeboten 1914-1918 zählen:

  • Das deutsche Friedensangebot Weihnachten 1916
  • Die Friedensnote Präsident Wilsons fast zu selben Zeit
  • Die Friedensnote des Papstes 1917
  • Die Friedensresolution des Deutschen Reichstages 1917
  • Der 14-Punkte Friedensvorschlag von Präsident Wilson 1918
  • Die Österreichische Note „An Alle“ im Herbst 1918
  • Das deutsche Angebot Ende 1918 auf Grundlage der 14-Punkte Wilsons zu verhandeln

Deutschland hat von sich selbst aus mehrmals Friedensverhandlungen angeboten, 1916 zu einem Zeitpunkt militärischer Stärke und hat mehrmals erklärt auf Grundlage auch der Friedensnote des Papstes sowie der 14 Punkte Wilsons und dem österreichischen Angebot zu verhandeln. Desweiteren hat der Reichstag mit seiner Friedensresolution im Frühjahr 1917 sich klar zu Friedensverhandlungen auf Basis eines Verstädnigungsfriedens bekannt.

Die Entente dagegen – ausser Russland und die Balkanstaaten – haben sämtliche Friedensangebote und Verhandlungen abgelehnt mit der Erklärung, daß sie allein die bedingungslose Kapitulation der Mittelmächte anstreben und jeden Verständigungsfrieden ablehnen.

Die Entente tat dies nicht zuletzt im Vertrauen auf Präsident Wilson, der von Beginn an England und Frankreich zunächst wirtschaftlich unterstützte und England bereits 1916 im Ernstfall die militärische Unterstützung zusagte, für den Fall, das Deutschland und seine Verbündeten militärisch die Oberhand erlangen sollten. In dem House-Grey Memorandum hatte Mandell-House bereits 1916 der britischen Regierung versprochen, daß im Fall eines möglichen deutschen Sieges der Präsident der USA eine Friedensnote an die Kriegführenden Mächte richten würde, die so gehalten sei, daß sie für Deutschland mit unannehmbaren Bedingungen wie Gebietsabretungen verbunden sei und man davon ausgehe, daß Deutschland diese Note ablehnen würde, worauf die USA dies zum Vorwand nehmen würden, um Deutschland dann offiziell den Krieg zu erklären.

Mit dem Vorfall um die Lusitania und dem 1917 wieder eingeführten uneingeschränkten U-Boot Krieg ergab sich dann eine noch elegantere Lösung, aber defacto hatte Deutschland keine Chance. Für den Fall einer deutschen Siegesmöglichkeit hatte sich Wilson verpflichtet auf Seiten Großbritanniens einzugreifen. Die Entente-Staaten konnten von daher getrost bei ihrer Ablehnung eines Verständigungsfriedens bleiben und von Deutschland die bedingungslose Kapitulation fordern, was sie von 1916 bis Kriegsende dann auch völlig offen getan haben. Unverständlich ist in diesem Zusammenhang, daß sich in Deutschland noch immer willfährige Journalisten und Historiker finden, die den Eindruck erwecken, Deutschland hätte einen Siegfrieden gefordert – und dabei absichtlich (?) übersehen, daß Deutschland sehr wohl ein halbes Dutzend Mal öffentlich seine Bereitschaft zu einem Verständigungsfrieden erklärt hat, die Entente aber nicht ein einziges Mal sondern  I M M E R  auf die Bedingungslose Kapitulation der Mittelmächte bestand.

Was den Reichskanzler Bethmann-Hollweg betrifft, so war er keineswegs der „Friedensengel“ als den ihn heute manche Leute gerne hinstellen. Er hat nicht nur Deutschland auf merkwürdige dumme Art und Weise in den Weltkrieg geführt – ua durch die übereilte Kriegserklärungen an Frankreich und Russland (gegen den Protest von Tirpitz und den Widerwillen Kaiser Wilhelm), Bethmann-Hollweg hat mit seinen Reden und Andeutungen zur Einverleibung Belgiens und Polnischer Gebiete und seinen mehr als zwielichtigen Reichstagsreden dazu beizutragen, den Kriegsgegnern Argumente zu liefern, Deutschland habe maßlose Kriegsziele (die freilich nie formuliert wurden, eine andere Dummheit, die auf das Konto des Kanzlers geht, der sich 1916 geweigert hat auf Anfrage Wilsons die deutschen Kriegsziele zu benennen, nachdem die Entente Staaten dies ihrerseits getan hatten.)

Auch die immer wieder aufgestellte Behauptung, Hindenburg, Ludendorff und der Kaiser hätten einen Siegfrieden mit Annexionen gefordert ist unrichtig. Richtig ist vielmehr, daß sich alle drei für eine Erhaltung des Status Quo Ante ausgesprochen haben, im Falle von Hindenburg nachweisbar  mit Memoranden aus dem Jahr 1914 bis zu seinen öffentlichen Reden noch 1918 als die deutschen Armeen noch einmal siegreich in Frankreich vorrückten und Hindenburg öffentlich erklärt hatte, dass die OHL in Frankreich und anderen Gebieten einmarschiert ist, lediglich um den Krieg aus Deutschem Gebiet fernzuhalten, aber nicht um Gebiete anderer Länder zu annektieren. Bereits 1914 hatte Hindenburg Forderungen ua der Alldeutschen zurückgewiesen im Osten Gebiete zu annektieren mit dem Hinweis, in diesen Gebieten leben seit Jahrhunderten Slawische Völker deren rechtmäßiger Besitz diese Länder sind und er könne nicht glauben, daß es in Deutschland Menschen gebe, die so niederträchtig seien, anderen Völkern ihr rechtmäßiges Land wegnehmen zu wollen.

Ludendorff mit Pickelhaube

 

 

 

Der Waffenstillstand 1918

Hundert Jahre nach Beginn des ersten Weltkrieges erschien und erscheint noch immer eine Vielzahl von Büchern und Artikeln, die sich dem Thema Weltkrieg 1914-1918 widmen.

In beispielloser Weise werden dabei Halbwahrheiten und Lügen verbreitet oder Wahrheiten so verdreht und entstellt, dass mehr verschleiert als dabei enthüllt wird.

Symptomatisch dafür ist beispielweise ein Beitrag zum Thema „Waffenstillstand“ in dem ansonsten durchaus sehr informativen Band von Brigitte Hamann „Der Erste Weltkrieg“:   „Weder Hindenburg noch Ludendorff sind bereit, die Verantwortung für die militärische und politische Niederlage zu übernehmen. So wird der Zentrumsabgeordnete Matthias Erzberger mit einer Delegation nach Compiegne bei Paris geschickt…“

Barbara Hamanns Schilderung ist nur eine von unzähligen in Büchern und Zeitungsartikeln, die bewußt den Eindruck erwecken beim Leser, die bösen Militärs hätten sich geweigert, die Waffenstillstandsverhandlungen zu führen und also mußte der arme Zivilist Erzberger ran. Man beachte aber Frau Hamanns Formulierung genau. Sie nimmt dabei das Wort „Waffenstillstand“ nicht in den Mund, wir werden auch gleich sehen weshalb. Stattdessen umschreibt sie, Hindenburg und Ludendorff hätten sich geweigert die politische und militärische Verantwortung zu übernehmen.

Überhaupt ist es erstaunlich wie auch versierte Historiker das Thema Waffenstillstandsverhandlungen umgehen in ihren jüngsten Werken. Manfred Nebelin, der an Ludendorff und Hindenburg kein gutes Haar lässt, geht praktisch gar nicht darauf ein und Herfried Münkler meidet das Thema wie die Pest, auch hier werden wir gleich sehen wieso. Den Vorsitzenden der Waffenstillstandskommission, Matthias Erzberger, erwähnt Münkler in seinem über 900 Seiten starken Buch „Der große Krieg“ genau einmal und zwar in Zusammenhang mit der Friedensresolution des Reichstages 1917, auf Erzbergers Rolle während der Waffenstillstandsverhandlungen geht er gar nicht ein, wohl wissend, daß das sehr dünnes Eis ist und viele der derzeit verbreiteten Märchen entlarven würde. Um das Thema Friedensverhandlungen und Waffenstillstand doch zumindest abzuhandeln, weil irgenwas muss man ja schließlich dazu sagen, ist ihm das gerade ein paar ominöse Sätze wert: „Ludendorff glaubte also, noch Eisen im Feuer zu haben, mit denen er die Waffenstillstandsverhandlungen beeinflußen konnte. Prinz Max von Baden…war diese für die Reichsregierung hochgefährliche Rückfallposition des Militärs nicht entgangen, weswegen er darauf drängte, nicht Waffenstillstands-, sondern Friedensverhandlungen zu führen, bei denen er einen politisch größeren Spielraum zu haben glaubte.“

Münkler bietet hier wirklich alles an Verschleierung auf, was geht, denn welcher unbedarfte Leser, der nicht Verfassungsrecht oder Geschichte studiert hat, weiß, daß laut Verfassung im Kaiserreich Friedensverhandlungen alleinige Sache der Politik (also des Reichskanzlers) war, während die Waffenstillstandsverhandlungen von Militärs geführt werden sollten, wie dies auch in Brest-Littowsk der Fall war.

Das zeigt auch wie absurd die Aussage von Frau Hamann ist, Ludendorff und Hindenburg hätten sich geweigert, die politische Veranwortung zu übernehmen (sie waren sehr wohl bereit die militärische zu übernehmen und Ludendorff hatte bereits eine aus Militärs bestehende Waffenstillstandskommission gebildet). Für die politische Verantwortung waren sie definitiv auch nicht zuständig. Die Politik – Reichskanzler Bethmann-Hollweg – führte das Reich 1914 in den Krieg. Erst ab da übernahmen die Militärs die KRIEGFÜHRUNG, Ludendorff zunächst als Beobachter beim Vormarsch im Westen, Hindenburg war bei Kriegsbeginn noch im Ruhestand und wurde erst wieder reaktiviert bei Tannenberg. Die immer wieder verbreitete Behauptung, die Militärs hätten eine Diktatur während des Krieges errichtet ist und bleibt eine Lüge. Das Amt des Reichskanzlers war von Bismarck für sich selbst konzipiert und mit quasi unbegrenzter Machtfülle ausgestattet, nicht einmal der Kaiser hatte dem Kanzler etwas zu sagen, er konnte ihn lediglich stoppen in dem er ihn entließ. Reichskanzler Bethmann-Hollweg mischte sich auch gleich von Beginn an in katastrophaler Weise in die Kriegführung ein in dem er den Militärs zwei Jahrelang den Einsatz der Flotte verbot und den prostestierenden Großadmiral von Tirpitz in den Zwangsruhestand beförderte und damit der deutschen Kriegführung mehr Schaden zufügte als die Engländer oder Franzosen.

Wenn man schon glaubt es geht nicht mehr dümmer, meldet sich dann auch prompt Prof. Dr. Guido Knopp zu Wort und liefert uns seine eigene Version des Waffenstillstandes 1918: „Um 5:20 früh am 11. November unterschrieb Erzberger den Waffenstillstandsvertrag. Immerhin hatte er für Deutschland noch einige kleinere Abmilderungen der allierten Forderungen erreichen können. In Spa bemerkte Feldmarschall Hindenburg gleichwohl süffisant, es sei wohl das „erste Mal in der Weltgeschichte, dass nicht Militärs den Waffenstillstand abschließen, sondern Politiker.““

Da hat sich der Professor Knopp mal wieder selbst übertroffen. Da er weiß, was er für einen Unfug schreibt, lässt er die Quelle seiner „Weisheit“ gleich ganz weg und im Literaturverzeichnis seiner Schrift „Der Erste Weltkrieg – Die Bilanz in Bildern“ sucht man auch vergeblich nach dem Buch von Matthias Erzberger „Erlebnisse im Weltkrieg“.

Überhaupt ist das Buch von Erzberger ein recht geflissentlich IGNORIERTES Werk zum Thema Waffenstillstand 1918, weil es all diese Märchen die heute in Büchern und Zeitungsartikeln verbreitet werden, schonungslos entlarvt.

Das von Professor Knopp angeführe Hindenburg-Zitat steht da nämlich drin, wortwörtlich und das zeigt auch mit welcher Meisterleistung hier Knopp zitiert und eine Bemerkung von Hindenburg völlig entstellt. Hier also erst mal wie das ganze in dem Buch von Matthias Erzberger tatsächlich steht:

„Am Schluß der Konferenz erschien Generalfeldmarschall von Hindenburg und sagte mir, daß es wohl das erste Mal in der Weltgeschichte sei, daß nicht Militärs den Waffenstillstand abschließen, sondern Politiker; er sei aber ganz damit einverstanden, zumal die Oberste Heeresleitung keine politischen Richtlinien mehr auszugeben habe, die Armee brauche unter allen Umständen Ruhe. Er verabschiedete sich von mir mit den Worten „Reisen Sie mit Gott, und suchen Sie das Beste für unser Vaterland herauszuholen.““

Knopp zitiert Hindenburg tatsächlich wörtlich, in dem er aber selbst das von Erzberger nicht gebrauchte Wort „süffisant“ hinzufügt, lässt Knopp die Sache so aussehen, als amüsiere sich Hindenburg im Richelieu-Stil, den Politikern die Verantwortung aufgehalst zu haben, was heute leider der allgemeine Tenor ist, die bösen Militärs haben sich aus der Verantwortung gestohlen und den armen Politiker Erzberger vorgeschickt, damit er anstelle der Militärs den ungeliebten Waffenstillstandsvertrag unterzeichnen sollte.

Und auch das ist eine Lüge, die Matthias Erzberger selbst in seinem Buch widerlegt:

„Dann schlug zu meiner größten Überraschung der Reichskanzler mich als Delegierten des Kriegskabinetts für die Verhandlungen mit Foch vor…Meine am 6. November 1918 12 Uhr mittags, ganz plötzlich erfolgte Berufung zur Führung der Waffenstillstandsverhandlungen traf mich und fast alle Amtsstellen unvorbereitet. In der Vollmacht stand als erster Bevollmächtigter ein General von Gündel…Ich suchte den Vertreter des Auswärtigen Amtes auf, der mir von der  Mitnahme des Generals von Gündel abriet, da er keine geeignete Persönlichkeit für solche Verhandlungen sei; er setzte sich mit der Regierung in Berlin in Verbindung, um vorzuschlagen, daß ich als Vorsitzender der Kommission bestellt werde. Die Regierung sagte zu. General von Gündel nahm daraufhin an den Verhandlungen gar nicht teil…Bald nach der Ankunft in Spa hatte ich im Sitzungssaal der Obersten Heeresleitung eine Besprechung , bei der sich mehr als zwei Dutzend Offiziere einfanden, die alle mit zu den Verhandlungen ins französische Hauptquartier reisen sollten. Ich ordnete an, daß außer mit nur die Bevollmächtigten Graf Oberdorff, General von Winterfeldt und Kapitän Banselow die Reise anzutreten hätten, da das Auftreten einer großen Anzahl von Offiziere in Frankreich im jetzigen Augenblick untunlich sei…“

Erzberger berichtet hier, was heute fast alle Historiker und Journalisten BEWUSST verschweigen oder verzerren: Die Oberste Heeresleitung hatte sehr wohl die Absicht die Waffenstillstandsverhandlungen selbst zu führen und es waren Erzberger, das Auswärtige Amt und der Reichskanzler, die die OHL austricksten und sowohl den von der OHL bestellten General von Gündel absägten, als auch die Mehrzahl der von der OHL abgestellten Offiziere in letzter Minute rauswarfen.

Vorrausgegangen waren wochenlange Streitereien zwischen OHL einerseits, Auswärtigem Amt und den Reichskanzlern andererseits.

Die OHL hatte auf Friedensverhandlungen gedrängt bereits Mitte August, als die deutschen Armeen noch weit auf feindlichem Boden standen. Hindenburg und Ludendorff schlugen Verhandlungen im neutralen Holland vor. Reichskanzler und Auswärtiges Amt sabotierten dies und suchten den Kontakt zu Wilson, was in den fatalen und verlogenen Noten um die 14 Punkte endete. Max von Baden übergab Ebert die Macht und log ihn praktisch an, daß die Entente bereit wäre auf Grundlage der 14 Punkte von Wilson zu verhandeln.

Als Erzberger, der sich selbst in der Rolle des Friedensmachers und Retter des Vaterlandes sah nun in Compiegne ankam und von Foch wie der letzte Dreck behandelt wurde, fiel er aus allen Wolken, noch mehr als er merkte, daß gar nicht verhandelt werden sollte, sondern KAPITULIERT. Letzteres hatte inzwischen auch Ebert begriffen und war von da an für Erzberger einfach nicht erreichbar, als sich dieser Instruktionen aus Berlin holen wollte. In letzter Verzweiflung kontaktierte Erzberger allen Ernstes Hindenburg, der dann die Entscheidung traf – ohne Rücksprache  mit Ebert – daß Erzberger unterzeichnen sollte.

Es versteht sich von selbst, daß wenn – wie Ludendorff es vorgeschlagen hätte – nicht auf französischen Boden, sondern wie von der OHL verlangt im neutralen Holland verhandelt worden wäre, Foch sich solche Unverschämtheiten wohl kaum herausgenommen hätte, besonders wenn man sich vor Augen führt, wie Foch einige Jahre später auf seinem Krankenlager abgeschnappt ist, als Hindenburg ihm ein paar freundliche Zeilen geschrieben hatte und Foch am Sonntag den gesammten Generalstab zusammengetrommelt hat um eine würdige Antwortnote an den hochverehrten Feldmarschall von Hindenburg aufzusetzen und es Fochs größte Angst war, er könne sterben, bevor die Meldung kam, daß Hindenburg sein Antwortschreiben auch wirklich erhalten habe.

Für diese Zivilisten, die da nach Compiegne kamen, hatte Foch nur Verachtung übrig und in seinen Erinnerungen berichtet Erzberger zerknirscht, daß Foch in den folgenden Tagen 5 Schreiben wegen des Waffenstillstandes an die OHL gesandt hat und es offenbar vorzog lieber mit den Militärs als mit der zivilen Regierung zu verhandeln.

Der später als Wirtschaftsexperte weltbekannt gewordene  J.M. Keynes, der auf seiten der Briten an den Verhandlungen teilnahm, berichtet: „Inzwischen hatten die Deutschen uns getroffen…Erzberger, fett und widerlich in einem Pelzmantel, ging den Bahnsteig entlang zum Salonwagen des Marschalls. Mit ihm war ein General und Seekapitän…Als Gruppe entsprachen sie wundervoll der volkstümlichen Vorstellung von Hunnen. Die persönliche Erscheinung dieser Rasse spricht wirklich außerordentlich gegen sie. Wer weiß, vielleicht ist dies die wirkliche Ursache des Krieges!“  Auch Keynes bekleckert sich mit seinen Aussagen nicht gerade  mit Ruhm, es zeigt aber, daß weder Foch noch der Rest der Entente von Erzberger und seiner traurigen Truppe eine besonders hohe Meinung hatten.

Immerhin ist Erzberger in seinen Erinnerungen ehrlich genug in seiner Darstelllung, daß nicht die Militärs sich geweigert haben, die Waffenstillstandsverhandlungen zu führen, sondern daß sich Auswärtiges Amt und Reichskanzler und er selbst das ganze unter den Nagel gerissen haben, in der Meinung , daß sie in Compiegne einen recht annehmbaren Frieden auf Grundlage der 14 Punkte Wilsons erhalten und in der Heimat als Helden gefeiert würden.

Was Hindenburg und Ludendorff betrifft, auch hier täte Erhlichkeit gut. Sie waren Soldaten und die besten Oberbefahlshaber des Krieges. Sie haben diesen Krieg NICHT angefangen, das war die Politik (und bis heute ist nicht klar, was da wirklich passiert ist), auf Deutscher Seite trägt die Hauptverantwortung für den Kriegseintritt der Reichskanzler Bethmann-Hollweg und NICHT Hindenburg und Ludendorff. Hindenburg und Ludendorff kamen erst Mitte 1916 in die 3. OHL . Bis dahin hatten der Reichskanzler Bethmann-Hollweg und der Chef der 2. OHL Falkenhayn Deutschland mehr Schaden als Nutzen zugefügt, der Kanzler durch seine unsagbar furchtbare Reden zum Thema Belgien und sein Verbot, die Marine einzusetzen, Falkenhayn durch die dämlichste aller „Strategien“, den unsäglichen Angriff auf Verdun. Als Hindenburg und Ludendorff die 3. OHL übernahmen kämpfte Deutschland gegen eine Übermacht an Feinden an den harmloseren Fronten gegen 3:1 an den kritischeren gegen 9:1 . Die Entente bot rund 30 Staaten, darunter die Mächtigsten der Welt gegen Deutschland und seine drei Verbündeten auf. Innerhalb weniger Monate gelang es Ludendorff und Hindenburg diese Übermacht durch Siege im Osten einerseits, einer neuen Strategie der gestaffelten Verteidigung im Westen, zusammenzuhauen – trotz des Kriegseintrittes der USA!!! – im Frühjahr 1918 auf 1 : 1  !!!    Tatäschlich hatten die Deutschen zum erstenmal seit Kriegsbeginn 1914 genausoviele Soldaten wie die Entente an der Front. Was Hindenburg und Ludendorff da militärisch auf die Beine gestellt haben ist einzig in der Kriegsgeschichte. Die Entente-Generäle gaben nach dem Krieg zu, daß bis Juli 1918 Deutschland fast den Krieg gewonnen hätte, danach waren die Kräfte die Wilson aus den USA herüberschickte schon wieder zu stark. Hindenburg und Ludendorff vorzuwerfen gegen diese Übermacht nicht angekommen zu sein ist genauso lächerlich wie wenn man 4 Männer, die gegen 30 kämpfen beschimpft, daß sie sich gegen diese 30 zur Wehr gesetzt haben, anstatt sich von ihnen einfach zusammenprügeln zu lassen.

Mit dem Zusammenbruch Russlands war der Krieg eigentlich für die Mittelmächte gewonnen. Durch den Verlogenen Vorfall mit der Lusitania brachten Mandel-House und Wilson die USA in den Krieg, um die Entente doch noch zu retten. Was wir heute brauchen ist keine Propaganda sondern die Wahrheit. Nicht nur über den Waffenstillstand, sondern auch über die wahren Ursachen von 1914 / 18, die bis heute noch immer weitgehend im Dunkeln sind.

Ludendorff mit Pickelhaube